Das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) – 10 essentielle Fakten
Geschrieben von Johannes Schleicher am 10. September 2020
Kategorie: Pflege
Das CFS (Chronical Fatigue Syndrome) bzw. Chronisches Erschöpfungssyndrom ist eine relativ unbekannte Krankheit. Dabei leiden in Deutschland ca. 3x mehr Menschen an CFS als an AIDS. Was es mit der Krankheit auf sich hat, erfährst du hier!
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1. Was ist das Chronische Erschöpfungssyndrom?
Beim CFS handelt es sich um eine lang anhaltende, extreme Erschöpfung. Hinzu können Beschwerden wie
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Infektanfälligkeit
- Muskelschmerzen etc.
kommen. Schonung und Ruhe bringen keine nachhaltige Verbesserung des Zustandes, körperliche Ertüchtigung kann die Symptome eher noch verstärken.
So befindet man sich in einem Teufelskreis aus enormer Erschöpfung und leichter Erschöpfbarkeit.
In Deutschland sind schätzungsweise 250.000 Menschen vom Chronischen Erschöpfungssyndrom betroffen, ungefähr 40.000 davon Kinder und Jugendliche. Weltweit gibt es an die 17 Millionen Menschen, die an CFS leiden.
2. "CFS gibt es nicht"
Unter dem Namen "Yuppie-Grippe" wurde CFS lange verharmlost. "Das findet alles nur in deinem Kopf statt", sagte man und damit hatte es sich. Erschwerend hinzu kommt, dass es praktisch keine äußeren Anzeichen gibt: Vor allem, weil man Betroffene nur zu sehen bekommt, wenn es ihnen relativ gut geht.
Dabei ist die Krankheit überaus real, und dies nicht "nur" psychisch. Das bezeugen mittlerweile eindeutig belegbare biologische Faktoren:
- Geringe Zytotoxizität der natürlichen Killerzellen und beeinträchtigte Immunantwort
- Abnorme kognitiv evozierte EEG-Gehirnkarten
- Messbar reduzierte aerobe Arbeitskapazität
- Auffallende Aktivierung von pro- und antiinflammatorischen Zytokinen
- Abnormale Darmmikrobiom-Diversität etc.
Früher wurde die CFS "bestenfalls" als psychische Erkrankung betrachtet. Dies ist gilt mittlerweile allerdings als widerlegt und man spricht von einer Multisystemerkrankung.
3. Wer kann CFS bekommen?
Prinzipiell kann jeder das chronische Erschöpfungssyndrom bekommen; allerdings erkranken eher Erwachsene (von 32-40) an CFS; auch sind Frauen 4x häufiger betroffen als Männer.
4. CFS kommt meist schlagartig
Wirklich geklärt sind die Ursachen für CFS noch nicht. Fakt ist jedoch, dass sich das Syndrom meist schlagartig bemerkbar macht, meist nach einer Virusinfektion. Zwar gibt es auch Betroffene, bei denen sich das Syndrom schleichend entwickelt hat, jedoch ist der schnelle Verlauf typischer.
Allgemein kann man sagen, dass das CFS durch Fehlfunktionen des Immun-, Hormon- oder Nervensystems verursacht wird. Dadurch kann man die Krankheit klar vom Burn-Out-Syndrom abgrenzen.
5. Anstrengungen verstärken die Symptome
Normalerweise kämpft man mit Training gegen Missstände an. Das Bein war gebrochen? Durch Training normalisiert sich die Muskulatur wieder etc.
Beim CFS verhält es sich jedoch anders. Bereits geringste Anstrengungen – körperlich sowohl als auch psychisch – können die Symptome übermäßig verstärken.
Das Problem bei CFS: Ruhe und Schlaf führen nicht zur Erholung.
6. Es gibt weitere verschlimmernde Faktoren
Neben der körperlichen Belastung kann auch psychische Belastung zu einer Verschlimmerung des Zustandes führen, von der der betroffene Mensch sich nur sehr langsam wieder erholt.
Arbeitslosigkeit aufgrund der Krankheit, wenig soziale Unterstützung oder auch Depressionen – die sich auch aufgrund des CFS bilden können – können sämtlich verschlimmernd wirken. Auch das Gefühl, von Freunden und Familie nicht ernst genommen zu werden, kann dazu beitragen.
7. Das kann man dagegen tun
Es gibt keine zielgerichteten Medikamente gegen das Chronische Erschöpfungssyndrom. Allerdings kann man mit gewissen Mitteln versuchen, den Symptomen und auch der Krankheit an sich entgegenzusteuern. So helfen mitunter
- ein geregelter Tagesablauf
- 8-9 Stunden Schlaf
- Das Vermeiden von Überanstrengung und emotionaler Belastung (soweit möglich)
- Ernährungsumstellung auf vitamin- und mineralstoffreiche, proteinreiche Nahrung mit ungesättigten Fettsäuren & das Vermeiden von Schadstoffen
Auch Entspannungsverfahren wie beispielsweise autogenes Training können dabei helfen, beispielsweise Schlafstörungen zu verringern. Wichtig ist immer, dass die Betroffenen ihre individuellen körperlichen Grenzen kennen und einhalten. Ansonsten besteht das Risiko, dass der Zustand sich zunehmends verschlechtert.
8. Die Rückfallquote fällt hoch aus
Man kann sich vom CFS erholen, auch wenn dieser Prozess oft Jahre dauert. Allerdings ist die Rückfallquote leider sehr hoch – vor allem nach Infekten, körperlicher Belastung oder psychischem Stress kann die Krankheit wieder auftreten. Bei einem gewissen Teil der Betroffenen bleibt die Krankheit auch dauerhaft bestehen.
9. Viele wissen nicht, dass sie CFS haben
Die Diagnose des Chronischen Erschöpfungssyndroms ist schwierig – man verfährt gewöhnlich so, dass man andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ausschließt, bis man bei der Diagnose "CFS" angelangt.
Ähnlich schwer kann man sich selbst einschätzen. Schätzungsweise 84-91% aller CFS-Betroffenen wurden noch nicht diagnostiziert, sagt eine Studie des IOM. Das heißt, dass die Fallzahlen tatsächlich nochmal um ein Vielfaches höher liegen könnten als oben erwähnt.
10. CFS ist weitgehend unbekannt
Vielleicht wegen der hohen Dunkelziffer, vielleicht wegen der Vergangenheit als "Yuppie-Grippe", vielleicht wegen der diagnostischen Schwierigkeit, vielleicht auch, weil die Betroffenen doch "eigentlich gesund aussehen", ist CFS keine Krankheit, um die man viel Aufhebens macht.
Dabei legen nicht nur allein die bekannten Fallzahlen nahe, sich eingehender mit dem Chronischen Erschöpfungssyndrom zu beschäftigen. Auch die massive Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen spricht dafür.
Wenn man mehr über das Leben mit CFS erfahren möchte, kann man sich die Doku "Unrest" auf Netflix ansehen, die von einer 28jährigen Studentin berichtet, welche am Erschöpfungssyndrom leidet.