Corona und die Kontakt-Zwickmühle
Geschrieben von Johannes Schleicher am 1. Dezember 2020
Kategorie: Pflege
Gespräch mit Hygienebeauftragter Annika Söhnel
Dass die Corona-Pandemie massive Einschränkungen für jeden einzelnen bedeutet, das muss man keinem erklären. Besonders drastisch erfahren jedoch ältere Menschen diese Situation – der Besuch der Angehörigen ist oft das Highlight des Tages. Die Pflege weiß das, muss aber gleichzeitig dafür sorgen, dass das Virus sich nicht unter den älteren Menschen ausbreitet, da sie zur Hochrisikogruppe gehören. In diesem Spannungsfeld bewegt sich Hygienebeauftragte Annika Söhnel seit dem Frühjahr.
Regeln über Regeln, zum Wohle aller
Unsere Gesellschaft lernt gerade in Pandemiezeiten schnell dazu, das Resultat ist dabei aber nicht nur ein immer intelligenterer Umgang mit Covid-19, sondern auch das Einhalten immer neuer Regularien.
Diese Maßnahmen müssen verstanden werden, in ein Hygienekonzept eingearbeitet werden und schließlich auch an die Mitarbeiter und die Angehörigen weitergetragen werden.
Das wird natürlich umso komplexer, je größer der Pflegedienst ist bzw. je mehr Pflegeformen er anbietet.
Genau darin besteht seit dem Frühjahr Annikas Aufgabe. Wie schafft man es, in dieser Situation den Überblick zu wahren, Sicherheit zu gewährleisten – und das bei einem Höchstmaß an Normalität für die älteren Menschen, für deren Wohlergehen Pflegedienste verantwortlich sind?
Kontakt und Sicherheit, geht das?
Das hängt von der Pflegeform ab. Was zum Beispiel das Betreute Wohnen angeht, so sind die Bewohner eigenständige Mieter ihrer Wohnungen. Das heißt, dass zwar Empfehlungen ausgesprochen werden können, was etwa Angehörigenbesuche angeht. Letzten Endes können die Bewohner jedoch empfangen, wen sie wollen, Pflegedienste haben dort keine Handhabe.
Anders sieht es in der Kurzzeitpflege aus, wo Pflegedienste durchaus auf das Einhalten ihrer Regeln bestehen können.
Dort hat man die Zwickmühle die ganze Zeit vor Augen, meint Annika: Einerseits will man die pflegebedürftigen Menschen und auch deren Angehörige, die ja oft auch bereits betagter sind, so gut es geht schützen.
Andererseits will man ihnen nicht die Freude nehmen, sich zu sehen.
Im Moment, so Annika, geht man so mit der Situation um, dass man die Angehörigen zwar um ein Höchstmaß an Vorsicht und selbstverständlich um die Einhaltung der Hygienevorschriften bittet, sie aber sonst ihre Lieben besuchen lässt.
Allerdings ist es auch so, dass auch die Angehörigen sich nicht nur sehr verständnisvoll gegenüber dieser außergewöhnlichen Situation zeigen, sondern sie die Hygienemaßnahmen auch strikt einhalten.
Sonderfall Hospiz
Besonders schwer hat es sich im Frühjahr im Hospiz gestaltet. Einen richtigen Lockdown hatten wir ja nicht, aber Kontaktbeschränkungen gab es. Jedoch sollen sich Angehörige auch in Pandemiezeiten verabschieden können und unsere Hospizbewohner begleiten dürfen.
Deshalb wurden die Kontaktbeschränkungen hier gelockert, sobald es ging.
Zu anfangs konnten unsere Bewohner jedoch nicht jeden Tag Besuch empfangen. Das war natürlich für alle Beteiligten schwierig, zumal viele auch nicht verstanden haben, was Corona ist, warum jetzt alle plötzlich mit Masken herumlaufen und warum auf einmal alles heruntergefahren wird, Besuche mit eingeschlossen.
Das wird jetzt in der 2. Welle definitiv leichter werden, meint Annika – die Bewohner haben mittlerweile Zeit gehabt, sich auf die Situation einzustellen.
Vorbereitet auf die 2. Welle
Dass es eine 2. Welle gibt, das war Annika bewusst, auch im Sommer schon. Deshalb hat sie auch nicht aufgehört, sich intensiv mit dem Thema Corona auseinanderzusetzen, selbst als die Infektionsszahlen zeitweise sehr niedrig waren.
Schutzausrüstung gibt es jetzt genug, dafür wurde im Sommer gesorgt. Hygienekonzepte & Präventivmaßnahmen stehen, die Mitarbeiter sind sensibilisiert, man ist generell einfach vorbereitet, anders als im Februar. Trotzdem kann man natürlich nie 100% sichergehen, dass nichts passieren wird.