Demenz – so kann man dabei helfen, den Verlauf zu verzögern
Geschrieben von Johannes Schleicher am 26. Oktober 2018
Kategorien: Demenz, Pflegetipps
Demenz ist eine Krankheit, die nicht geheilt werden kann – zumindest heute noch nicht. Allerdings kann man den Verlauf der Krankheit verzögern. Wie lange, das hängt natürlich vom jeweiligen Menschen ab, von dessen bisheriger Lebart und davon, wie aktiv man sich der Verzögerung widmet. Aber möglich ist es.
Körperliche Aktivität fördern
Ein körperlich aktives Leben hat positive Auswirkungen auf kognitive Leistungen. Das ist nicht nur bei älteren Menschen der Fall, sondern zeigt sich auch bei Jugendlichen und Menschen mittleren Alters und ist durch zahlreiche Studien belegt.
Leidet man bereits an kognitiven Einschränkungen wie Demenz, liegt es an dem Grad der Einschränkung, ob man seine kognitiven Fähigkeiten weiter ausbauen kann; aber das Risiko, einen weiteren Abbau zu erfahren, reduziert sich durch körperliche Aktivität in der Regel, mitunter auch sehr stark.
Dabei geht es natürlich nicht darum, den Körper vollständig auszulasten, sondern eher darum, durch kleine Mittel aktiv zu bleiben:
- Treppensteigen statt die Rolltreppe benutzen
- Häufiges Spazierengehen
- Zum Einkaufen laufen statt fahren
- Das Fahrrad statt das Auto benutzen
- etc.
Auch Sport wirkt förderlich. Dabei sollte man jedoch darauf achten, sich nicht zu überlasten und sich einen Sport auszusuchen bzw. einen Sport beizubehalten, der im Bereich des problemlos Machbaren liegt.
Abgesehen davon gibt es auch praktische Tätigkeiten, die körperlich aktiv halten: Das Bestellen des Gartens zum Beispiel, Kuchenbacken etc.).
Betreuung für Menschen mit Demenz
Oft ist die Betreuung zuhause nicht mehr möglich. Dafür stehen unsere Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz in Brandenburg an der Havel zur Verfügung, in denen die Bewohner fürsorglich und professionell betreut werden.
Geistige Aktivität erhalten
Der Mensch verlernt Fähigkeiten wieder, wenn er sie nicht regelmäßig nutzt. Die geistige Aktivität bildet keinen Unterschied. Wer sich also regelmäßig bildet und sich geistigen Herausforderungen stellt, der bleibt auch eher geistig rege.
Allerdings reagiert das Gehirn vor allem auf Reize, die in einer positiven Stimmung, also bei wirklichem Interesse, Spannung etc. aufgenommen wurden. Das heißt, dass es keinen großen Nutzen zeigt, sollte man sich im Alter Hals über Kopf ins Kreuzworträtseln oder in Gedächtnistrainingsapps stürzen, obwohl einem das eigentlich überhaupt keinen Spaß macht.
Angehörige können, wenn sie die geistige Aktivität der Menschen anregen wollen, verstärkt Themen ansprechen, die den betreffenden Menschen interessieren und ihn gleichzeitig entsprechend kognitiv fordern; selbstverständlich, ohne ihn damit zu überlasten!
Dabei muss man natürlich stark auf den Zustand des Menschen bzw. dessen Stadium der Demenz eingehen.
Ist die Krankheit schon weiter fortgeschritten, kann das Kurzzeitgedächtnis schon stark beeinträchtigt sein. Das heißt, dass auch auf aktuelle Problemlagen bzw. Gesprächsthemen nicht mehr eingegangen werden kann. Das Langzeitgedächtnis ist allerdings noch länger aktiv.
Deshalb sollte man Menschen in einem fortgeschrittenen Stadium der Demenz (ohne Druck) nach Erinnerungen fragen bzw. ihnen mit dem Ansprechen verschiedenster Sinnesorgane die Erinnerung erleichtern: Dies geht zum Beispiel, indem man ihnen Lieder aus ihrer Jugend vorspielt, einen Tee kocht, den die Mutter der Betroffenen oft gemacht hat etc.
Dazu ist Biographiearbeit äußerst wichtig.
Sprichwörter und Bauernweisheiten, das Zeigen von bekannten Gesichtern, alte Gedichte, all das sind Elemente, die noch im Langzeitgedächtnis gespeichert sein können und die die Kognition des Betroffenen aktivieren können.
Soziale Aktivität beibehalten
Der soziale Umgang ist zunächst einmal auch eine Form der geistigen Aktivität und wirkt sich deshalb positiv auf die kognitiven Fähigkeiten aus. Darüber hinaus schaffen sie in der Regel ein gewisses Niveau an Lebensqualität. Ein möglicher Grund von Altersdepressionen ist die Einsamkeit. Und depressive Menschen tendieren zur Tatenlosigkeit, was wiederum ein Eintreten bzw. ein Fortschreiten der Demenz begünstigt.
Die Einsamkeit ist allerdings ein Faktor, der sich oft im Leben eines älteren Menschen einstellt: Durch den Tod, durch verstärkte Immobilität, durch fehlende Energie.
Dem kann man bereits als Angehöriger entgegenwirken, indem man Zeit mit dem betreffenden Menschen verbringt.
Aber ältere Menschen sollten sich auch selbstständig an sozialen Aktivitäten beteiligen, die sie je nach ihren Interessen wahrnehmen können.
Möglichkeiten gibt es viele:
- Volkshochschulkurse
- gemeinsame Konzert- oder Ausstellungsbesuche oder ähnliches
- Gruppenreisen
- Spaziergeh-Gruppen
- etc.
Lebensqualität schaffen
Lebensqualität beugt Depressionen vor – sie lässt einen aktiver sein und regt auch zur sozialen Interaktion an. Deshalb ist sie quasi das Fundament für eine Lebart, die den Verlauf der Demenz verzögert.
Im Anfangsstadium der Demenz können Wünsche noch klar geäußert werden. Menschen in einem fortgeschrittenen Stadium der Demenz können oft nicht mehr äußern, was ihnen gerade ein gewisses Maß an Lebensqualität schaffen würde. Hierbei ist es dann wichtig, diese Aspekte zu erahnen und anzubieten, ohne übergriffig zu werden.
Abgesehen von konkreten Wünschen und individuellen Bedürfnissen kann man jedoch auch Rahmenbedingungen schaffen, die ein möglichst problemloses, angenehmes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen.
Eine dieser Rahmenbedingungen ist die Sicherheit der Umweltbedingungen. Das Stichwort ist hier die Barrierefreiheit. Je nach Situation des betroffenen Menschen gibt es auch einige Formen der Unterstützung, sodass man dafür nicht zu viel ausgeben muss.
Durch Barrierefreiheit kann sich der betroffene Mensch leicht und sicher in seiner eigenen Wohnung bewegen, was sehr entspannend wirkt. Außerdem gewährleistet es eine größtmögliche Bewegungsfreiheit zumindest innerhalb der eigenen Räumlichkeiten.
Übrigens gibt es einige Finanzierungshilfen für barrierefreies Wohnen.
Ein weiterer essentieller Faktor ist der richtige Umgang mit Menschen mit Demenz. Ein falscher Umgang kann zu Wut, Unverständnis und Depressionen führen. An einer anderen Stelle haben wir bereits 11 Tipps zum Umgang mit Menschen mit Demenz gegeben.