Hartmut Jäckel – ein bewegtes Leben hin zur Palliativpflege
Geschrieben von Johannes Schleicher am 19. Oktober 2021
Kategorie: Palliativpflege
Herr Jäckel leitet seit 2009 unsere SAPV, also die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung. Davor war er Leiter des Hospizes – bei der Jedermann Gruppe ist er bereits seit Mitte der Neunziger. Der Pflege hatte Herr Jäckel sich allerdings nicht schon immer verpflichtet.
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Tierarzt – Zootechniker – Pilot – Krankenpfleger
Tatsächlich wollte Herr Jäckel ursprünglich Tierarzt werden und hat dazu auch eine dreijährige Ausbildung in der Landwirtschaft absolviert – die ihm aber dann tatsächlich die Lust genommen hat, Tierarzt zu werden. Daraufhin wurde er dann Pilot bei der Armee.
Es klingt schon fast ein bisschen absurd, diese beiden Sätze so nebeneinander zu stellen, aber manchmal schreibt das Leben eben solche Geschichten.
Herr Jäckel wurde also Hubschrauberpilot, ein Beruf, der von dem des Krankenpflegers so weit entfernt ist wie die Höhenmeter, die die beiden trennen. Und dennoch hat sich hier schon die Hilfe für andere ins Berufsbild geschlichen, da Herr Jäckel die letzten anderthalb Jahre in der Rettungsfliegerei geflogen ist. Da war also die Verbindung zur Medizin wieder da, und seitdem hat sie ihn auch nicht mehr losgelassen.
Von der tatsächlichen Motivation, Krankenpfleger zu werden, hat Herr Jäckel mir in unserem Gespräch nichts erzählt – durch die fast 30 Jahre, die er in der Pflege tätig war, wird aber doch sehr deutlich, dass es wohl einfach ein starker Wille war, Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen.
Fast 30 Jahre im Dienst des Lebens
Wir befinden uns in den 90ern, Herr Jäckel ist Krankenpfleger bei der Jedermann Gruppe, die gerade aus einem 7-köpfigen Team zu einem überregionalen gemeinnützigen Verein mit über 400 Mitarbeitern heranwächst. Herr Jäckel engagiert sich vorne mit.
2004 soll ein Hospiz eröffnen, Herr Jäckel soll der Leiter werden – bis dato ohne jegliche Erfahrung in der Palliativpflege, also der Pflege von Menschen mit einer weit fortgeschrittenen, unheilbaren Krankheit. 42 Jahre alt ist Herr Jäckel, als er gemeinsam mit Katrin Gutschmidt, der jetzigen Leiterin unseres Hospizes, dann eine Palliative Care Ausbildung macht.
Die Qualifikation "Pflegedienstleiter" hat er sich gleich nach der Ausbildung zugelegt, die theoretische Ausbildung hat Herr Jäckel in der Tasche. Aber immer noch keine Ahnung von nichts, meint er – deshalb wird weiter gelernt. Diesmal bei Stein Husebø, einem norwegischen Palliativmediziner. Der entfacht aufs Neue den palliativen Gedanken bei Herrn Jäckel.
Jedenfalls folgen noch einige weitere Ausbildungen und schließlich auch ein Doktor der Philosophie – hier ins Detail zu gehen, würde aber wohl ein wenig zu weit führen.
Als Philosoph bezeichnet Doktor Hartmut Jäckel sich jedenfalls nicht, aber vielleicht tut es der palliativen Tätigkeit doch gut, einen Doktor in der Disziplin zu haben, die sich den menschlichsten Fragen widmet, dem Woher und dem Wohin des menschlichen Strebens. Diese Fragen werden gerade am Ende des Lebens auch wieder relevant.
Nachdem er einige Jahre das Hospiz geleitet hatte, eröffnete 2009 die SAPV der Jedermann Gruppe, deren Leitung er dann übernahm und bis heute innehat. Vom Hubschrauberpiloten, der er einmal war, ist er damit nicht nur an Höhenmetern meilenweit entfernt. Aber ich denke, dass ihm das sehr viele Menschen danken.
Ein großartiger Einsatz
Im kommenden Jahr wird Herr Jäckel diese Leitung dann abgeben und sich dem wohlverdienten Ruhestand und seinen Enkeln widmen.
Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass Herr Jäckel über all diese Umwege – aber vielleicht waren es auch gar keine Umwege, wer weiß – zu uns und zur Palliativpflege gefunden hat – denn hier hat er über Jahre hinweg unfassbar wichtige Arbeit geleistet, die einer Vielzahl von Menschen in Brandenburg an der Havel und Umgebung zugute gekommen ist.
Vielen, vielen Dank für diesen außergewöhnlichen Einsatz, für diese Arbeit!