Sind Tiere in der Pflege sinnvoll?
Geschrieben von Johannes Schleicher am 13. August 2018
Kategorie: Pflege
Zunächst einmal: Tiere sind gut für Menschen, für ihre Psyche. Das ist durch Studien belegt. Aber sind Tiere auch in der Pflege sinnvoll? Also eignen sie sich dafür, einem pflegebedürftigen Menschen beizustehen?
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Positive Aspekte von Tieren
Die Kommunikation mit Tieren verläuft nicht durch Sprache. Das hat selbstverständlich Nachteile, allerdings auch einige Vorteile. Durch nonverbale Kommunikation wird der Kontakt unverfälscht und intuitiv. Tiere urteilen nicht, man ist in ihrer Anwesenheit ganz man selbst, unverstellt und natürlich. Das hat einen sehr beruhigenden Effekt; gerade wenn man das eigene Selbstwertgefühl gering ist. Und das geschieht beispielsweise im Anfangsstadium einer Demenz recht häufig.
Gleichzeitig werden die Sinne durch diese andere Art der Kommunikation angesprochen. Tiere wollen gestreichelt werden und geben diese Zuneigung auch gerne zurück.
Das fördert neben dem Gefühl von Nähe und Geborgenheit auch die Wahrnehmung und erhält motorische Funktionen.
Durch die Anwesenheit von Tieren und die Beschäftigung mit ihnen wird man auch von Alltagsproblemen wie der eigenen Krankheit, etwaigen Alterserscheinungen oder auch Langeweile abgelenkt. Das wirkt stressmindernd und ebenfalls sehr beruhigend.
Dadurch, dass Tiere Anforderungen haben und Aufmerksamkeit brauchen, bringen sie auch mehr Struktur in den Alltag. Und je nach ihren Anforderungen fördern sie darüber hinaus die Bewegung, zum Beispiel beim Gassigehen. So wird man durch Tiere aktiviert und zu Tätigkeiten angeregt.
Nicht zu unterschätzen ist auch der soziale Aspekt: Hundehalterinnen und -halter laufen sich oft über den Weg, kommen leicht ins Gespräch und lernen sich schätzen. Gerade für alte Menschen, die unter Einsamkeit leiden, kann dies ein nicht zu unterschätzender Faktor sein.
Welches Tier ist das richtige?
Nicht jedes Tier ist für jeden Menschen geeignet, vor allem dann nicht, wenn es sich um einen pflegebedürftigen Menschen handelt. Ein Faktor ist beispielsweise die Mobilität.
Bevor man sich überlegt, ob man sich ein Tier zulegt, macht es deshalb Sinn, darüber nachzudenken, wie und wie lange man dessen Betreuung übernehmen kann.
Kann man kein Gassi mehr gehen, ist es unmöglich, sich artgerecht um einen Hund zu kümmern; es sei denn, man hat jemanden, der diese Aufgaben übernimmt.
Hunde benötigen viel Aufmerksamkeit und eignen sich deshalb nur für Menschen, die in ihrer Mobilität und ihren kognitiven Fähigkeiten noch keine erheblichen Einschränkungen erfahren haben.
Ist man bettlägerig, wird auch das Halten einer Katze sehr schwer.
Katzen sind zwar weniger anspruchsvoll in der Haltung als Hunde, weil sie selbstständiger sind, allerdings können sie durch ihre Neugierde schnell zum Störfaktor werden.
Pflegeleichter und deshalb geeignet für Menschen mit schweren Einschränkungen in der Mobilität und auch den kognitiven Fähigkeiten sind Käfigtiere wie Vögel, Meerschweinchen oder Kaninchen.
Sie sind um einiges unkomplizierter in der Haltung und erfordern auch keinen Auslauf oder ähnliches. Das heißt, dass auch bettlägerige Menschen Käfigtiere halten können. Auch Fische können eine wohltuende Wirkung haben – die langsamen Schwimmbewegungen haben etwas Beruhigendes und Meditatives.
Wenn man sich ein Tier zulegt, das nicht in einem Käfig oder Aquarium lebt, sollte man darauf achten, dass man keine Jungtiere ohne Erziehung im Haushalt aufnimmt.
Die Anstrengungen, sie einzugewöhnen und zu erziehen, können leicht zu viel werden. Und dadurch entsteht Stress und Frust, genau das, was man ja eigentlich vermindern wollte.
Ich kann mich nicht um ein Tier kümmern – welche Möglichkeiten habe ich?
Sie oder einer Ihrer Angehörigen wünschen sich, ein Tier um sich herum zu haben, können sich aber nicht ausreichend um das Tier kümmern? Dann liegt es zunächst einmal nahe, Angehörige und Freunde mit Tieren zu bitten, zu Besuch zu kommen. Gerade Hunde sind in dieser Beziehung optimal – wenn sie gut erzogen sind.
Abgesehen davon haben auch manche Pflegeeinrichtungen Tiere, die speziell darauf erzogen sind, mit pflegebedürftigen Menschen und älteren Menschen umzugehen.
Beispielsweise hat unser Hospiz einen Therapiehund, der auch eine dementsprechende Ausbildung genossen hat.
Hugo hat in seiner Ausbildung gelernt, gut zu gehorchen und auch bei neuen Menschen nicht misstrauisch oder zurückhaltend zu sein. Dennoch wird er nie so überschwänglich, dass eine Gefahr für unsere Bewohnerinnen und Bewohner entsteht.
Auch in unserer Kurzzeitpflege und in unserem Betreuten Wohnen haben wir zwei Hunde, die sehr zum Wohlgefühl unserer Patientinnen und Patienten beitragen.
Wenn man übrigens in das Betreute Wohnen zieht, ist es selbstverständlich auch möglich, das eigene Haustier mitzunehmen!
Das Hygieneproblem: Sind Tiere nicht zu unhygienisch?
Selbstverständlich spielt der Hygienefaktor eine Rolle, wenn man sich ein Tier hält. Haben pflegebedürftige bzw. ältere Menschen spezielle Anforderungen (beispielsweise Allergien), sind diese natürlich zu berücksichtigen. Auch auf die Sauberkeit im Haushalt ist zu achten, allerdings ist dies auch der Fall, wenn man sich keine Tiere hält.
Davon abgesehen sollte man sicher gehen, dass die Tiere korrekt geimpft sind. Ist das der Fall, steht dem Halten eines Tieres im Haushalt oder in einer Pflegeeinrichtung nichts mehr im Weg.