7 nicht alltägliche Fakten über die Tracheotomie
Geschrieben von Johannes Schleicher am 24. Juli 2019
Kategorie: Intensivpflege
Die Tracheotomie, also der Luftröhrenschnitt, ist ein sehr bekannter chirurgischer Eingriff. Weniger bekannt sind die 7 Fakten, die wir dir hier zusammengetragen haben!
Nützliche Infos
- Tracheostoma, Trachealkanüle & Blockung – was heißt das?
- Sekretmanagement bei tracheostomierten Betroffenen
1. Die Tracheotomie ist uralt
Wie wir das in unserem Beitrag über 5 wichtige Pflegeerfindungen bereits gesagt haben, ist die Tracheotomie nicht erst gestern eingeführt worden. Vielmehr ist sie schon in der Antike angewandt worden. Schon auf Abbildungen des antiken Ägypten wird eine Tracheotomie gezeigt.
2. Luftröhrenschnitt mit dem Kugelschreiber?
Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält – in Notfallsituationen einfach den Kuli nutzen und fertig ist der Luftröhrenschnitt. Tatsächlich gilt: Auf keinen Fall! Ein Kuli ist bei weitem nicht scharf genug dafür – höchstens in James-Bond-Filmen klappt sowas, und auch dann nur vielleicht.
Tatsächlich kann man einen Kugelschreiber in Notfallsituationen theoretisch als Tubus nutzen, wenn der Luftröhrenschnitt erst einmal durchgeführt wurde. Perfekt ist er natürlich auch nicht dafür, durch die kleine Öffnung gelangt zu wenig Luft.
3. Viele Menschen entscheiden sich gegen eine Tracheotomie
Sogar "ein Großteil der Patienten sagt Nein zu lebensverlängernden Maßnahmen" wie einer Tracheotomie, sagt Thomas Meyer von der ALS-Ambulanz der Charité. Im Vordergrund steht dabei die Angst, die Selbstständigkeit zu verlieren und dadurch die Lebensqualität einzubüßen, die das Leben lebenswert macht.
Natürlich gibt es auch andere Stimmen: Oliver Jünke vom ALS-mobil e.V. beispielsweise zeigt seit Jahren, wie man das Leben auch mit Trachealkanüle und fortgeschrittener ALS genießen kann.
4. Das Sprechen mit Trachealkanüle ist möglich
Die Angst, schweigen zu müssen, ist ein weiterer Grund dafür, dass Menschen sich gegen eine Tracheotomie entscheiden. Tatsächlich ist das in der Regel auch kurz nach der Operation der Fall, aber: Sprechen mit Trachealkanüle ist durchaus möglich!
Normalerweise wird die Luft durch eine Trachealkanüle aus dem Körper geleitet, bevor sie die Stimmbänder erreichen kann. Allerdings gibt es sogenannte Sprechventile, die man auf die Trachealkanüle aufsetzen kann. Durch diese Ventile wird die Ausatemluft durch den oberen Rachen geleitet, wodurch eine Stimmbildung in der Regel wieder möglich ist.
5. Essen und Trinken mit Trachealkanüle
Auch das Essen und Trinken ist möglich, wenn man mit invasiver Beatmung, also einem Tracheostoma lebt. Dafür gibt es allerdings bestimmte Voraussetzungen wie zum Beispiel eine professionelle Schluckabklärung, durch die man Komplikationen und negative Langzeitfolgen vermeiden kann. ´
6. Laien können keinen Luftröhrenschnitt durchführen!
Auch das ist wieder ein Mythos, den man einfach nicht wegbekommt. In Filmen sieht man das ab und zu auch mal: Jemand bekommt keine Luft mehr, irgendjemand zückt ein Messer und zack, ist der Luftröhrenschnitt da.
Zur Info
„Koniotomie“ nennt man das Öffnen der Atemwege in der Höhe des Kehlkopfs bei akuter Erstickungsgefahr übrigens.
Experten raten dringendst davon ab, das man die Koniotomie ohne Fachwissen durchführt. Sie ist tatsächlich auch nur in den seltensten Fällen wirklich nötig. Vielmehr greifen Notfallärzte mittlerweile zur Luftröhrenpunktion. Diese funktioniert mit einer Hohlnadel.
"Notfallärzte" ist hier auch das Stichwort: Man sollte auf jeden Fall einen Rettungswagen rufen und ansonsten Wiederbelebungsmaßnahmen ergreifen. Vom Luftröhrenschnitt sollen Laien aber die Finger lassen!
7. Gründe für einen Luftröhrenschnitt
Ein Luftröhrenschnitt ist in der Regel kein Eingriff, der kurzfristig Hilfe leisten soll. Im Gegenteil, er wird vorgenommen, wenn langzeitig beatmet werden soll und eine nicht-invasive Beatmung ausgeschlossen ist. Das gilt beispielsweise bei
- Krebsgeschwüren im Nasen-/Rachenraum
- Mittelgesichtsverletzungen
- Schädel-Basis-Bruch
- Fehlbildungen / Verletzungen des Atemtraktes
- Nervenverletzungen, die eine Schluckstörung auslösen
Quelle: netdoktor.de